20 December 2008

Des Weisen Weisheit

Ich trat aus meinem Zelt und marschierte gradewegs ins Nichts. Außerhalb vom Lager hatte ich meine Ruhe und konnte alles einfach auf mich wirken lassen. Doch meine Gedanken pflasterten meinen Weg, weg aus der Gemeinschaft hinaus in die ersehnte Ruhe und den Frieden der Nacht.

Mein Platz, mitten in der Ebene wartete schon auf mich. Als ich ankam legte ich mich erst einmal auf den Rücken um die Weiten des Universums auf mich wirken zu lassen. Langsam setzte der Friede in mir ein, durch die Stille und das beruhigende funkeln der Sternenwelt, die immer wechselbar und doch immer im selben Kleid erscheint. Meine Augen versuchten Endlosigkeit in einen Blickwinkel zu erfassen. Wie immer war es unmöglich. Ich zeichnete in Gedanken unsichtbare Linien, in die mir bekannten Sternenbilder. Doch was ich dann sah war einfach nur überwältigend. Aus dem Endlosen Tief des Himmels stieß, in gewaltiger Geschwindigkeit, ein Stern hervor, der allen anderen den Glanz raubte. Hätte ich fliehen wollen, aus Angst, dass dieser Stern auf die Erde fallen wollte, es wäre sinnlos gewesen. Mein Herz überschlug sich und ich konnte nicht Atmen. Es war wie ein Feuerwerk, eine Explosion, die sich ihren Weg zur Ausbreitung bahnt. Aber dieses Feuer blieb stehen! Eine Sturzgeburt von Stern, größer als alles was ich je sah. Nun riss mich dich Neugierde auf die Knie. Es war als wollte ich einem König meine Aufwartung machen. Meine Gedanken, die zuerst starr, erschrocken in einem Schockzustand verweilten rasten nun so laut durch meinen Kopf, dass ich sie nicht fassen konnte. Das strahlende Licht, bewirkte, dass auch in mir ein Licht aufging. Eine tiefe Gewissheit die aus allen Fragezeichen ein Ausrufezeichen werden ließ. Das was da grade passiert war, verhieß die Geburt des aller Höchsten, der überliefert von den Alten aus der Zeit Nebukadnezars hinter allem steckte. Nun war sein Königreich hervorgebrochen und nicht mehr Geheim. Der König den Daniel angebetete hatte, der König der Juden, nun war er da! Diese Erkenntnis wollte aus mir herausbrechen. Ich sprang auf, um so schnell wie möglich ins Lager zu laufen. Dort angekommen, wollte ich herausschreien, was mir meine Gedanken durch den Stern offenbart hatten. Doch ich sah an den emporblickenden Gesichtern meiner Gefährten, dass auch sie wussten, was geschehen war. Dieselbe Gewissheit zeichnete sich in ihnen ab.

Nichts konnte uns hier halten. In Windeseile hatten wir unser Lager zur Reise abgebrochen und machten uns auf den Weg. Der Stern verriet uns den Weg und verlieh uns magisch die Kraft für die lange Reise. Ich weiß nicht, aber die Nächte kamen mir Unendliche vor. Doch es fehlte uns nicht an Motivation. Der Gesprächsstoff ging uns nicht aus. Unsere Phantasie gab uns die Speise, die wir brauchten um weiter zu gehen. Was würde uns erwarten? Würden, wie zu Daniels Zeiten, Wunder geschehen? Wie würde der König der Welt aussehen? Und wie würde er herrschen? All diese Gedanken trieben uns vorwärts, und steigerten unaufhörlich den Wunsch, tatsächlich nach zu vollziehen, was unsere Gedanken und unsere Phantasie antrieb.

Der Stern führte uns nach Jerusalem. Dort angekommen, befragten wir das Volk nach dem neugeborenen König der Juden. Sie mussten es ja wissen. Wir wollten nichts anderes als ihn anbeten, weil ihm die Ehre gebührte. Das hatte Nebukadnezar, unser König aus der Zeit Daniels, auch erkannt. Aber sie hatten keine Ahnung wovon wir redeten. Sollte alles nur ein Irrtum gewesen sein? Sollte die Lange Reise aus dem Morgenland vergebens gewesen sein? Nein! Diese Gewissheit stand uns auch bei Tag, ohne den Stern zu sehen, vor Augen. Es gab keinen Irrtum. Wir mussten an den Hof, um Herodes zu befragen.

Als wir dem König vorgeführt wurden, hatte er schon erfahren, was unser Anliegen war. Seine Anspannung war deutlich zu spüren. Er wollte dringend wissen, wann der Stern erschienen war. Nachdem wir ihn über die Dinge in Kenntnis gesetzt haben, entließ er uns mit der Bitte, das Kind in Bethlehem zu suchen, und ihm zu sagen, wo es ist, damit er es auch anbeten könne.

Als wir den Hof des Königs verließen, war es schon dunkel. Wenn man das zu dieser Zeit so nennen konnte, denn der Stern erhellte die Nacht und lud uns ein, auf dem Rest des Weges unser Gefährte zu sein. Doch die weite Reise hatte ihre Spuren hinterlassen und eine lähmende Müdigkeit überfiel uns. Wir pausierten in einem Gasthof außerhalb von Jerusalem. Ein tiefer Schlaf überfiel mich. Im Traum zeigten sich mir die Ereignisse der letzten Tage und schrieben eine neue Geschichte. Doch diese war nicht so freundlich, wie das was ich mir erhoffte. Herodes nervöses Zucken um die Augen verwandelte sich in ein blitzendes Schwert. Eine gewaltige Stimme verriet mir, dass Herodes es nicht gut meinen würde, mit dem Neugeborenen und deutete mir deutlich den Weg Richtung Heimat, nachdem wir das Kind gefunden hätten. Aus dem Traum aufgeschreckt spürte ich Eile und ein getrieben sein in mir. Ich weckte meine Gefährten und wir zogen schnell weiter. Über Tag legten wir die Strecke nach Bethlehem zurück. Und als wir vor den Toren der Stadt standen, war es Abend geworden. Bethlehem war ein Ort der im Kern zwar dicht besiedelt war, aber nach Außen in viele kleine Einzelteile zerfiel. Wo also sollten wir anfangen? Wir kehrten in einen Rasthof ein, um uns bei einem Mahl etwas zu stärken. In dem Rasthof ging es munter zu. Die Menschen unterhielten sich rege. Es schien eine Nachricht im Raum zu stehen, die unbedingt Zuhörer brauchte. Die Menschen unterhielten sich über ein paar Hirten, die erzählten einen Engel gesehen zu haben. Einige machten sich über sie lustig, andere wirkten Nachdenklich und ich vermutete, dass sie aus verschiedenen Begebenheiten der letzten Zeit ihre Schlüsse zogen.

Uns hielt es nicht lange im Rasthaus, denn das Ziel schien zum greifen nah. Und als wir über die Schwelle der Tür nach draußen traten, war unser Blick gefesselt an den Stern, der über einem kleinen Haus am Rande des Ortes stand. Eine unglaubliche Vorfreude ging durch meinen ganzen Körper. Alle Nervenenden waren übersensibel in Erwartungshaltung. Vor dem Haus angekommen zentrierte sich meine Wahrnehmung auf den Türknauf, der mir die Sicht auf das erhoffte Wunder freigeben würde. Langsam öffnete ich die Tür. Ein warmes, freundliches Licht fiel in die Nacht und zog mich ins Innere. Trotz des armseligen Anblicks, bestand in meinem Herzen kein Zweifel. Dort, gebettet in eine Futterkrippe lag der König der Welt. Klein, rein und friedlich schlafend. So etwas hatte ich noch nie empfunden. Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich fiel auf die Knie.

Ich betete still in meinem Herzen an, was ich nicht in Worte fassen konnte. Es war so etwas, wie Dankbarkeit. Eine solche Entspannung, und einen solchen Frieden waren mir bisher unbekannt. Mir war mit einem Mal bewusst, wie Klein und unbedeutend ich war, und wie sehr ich mich bisher aufgespielt hatte. Mir war klar, dass er, dieser Inbegriff von Anmut, mein Herr war und ich kapitulierte vor ihm. Meine Weisheit gründete sich nun nicht mehr in mir und meinem Wissen, sondrn in der tiefen Gewissheit, dass dieser Säugling hier, Gott der Allmächtige ist und ich ihm angehörte. Dieser Innere Kampf muss einige Zeit gedauert haben. Ich habe alles andere in Vergessenheit geraten lassen. Aber plötzlich durchbrachen die Geräusche von Bewegungen die Stille. Im selben Moment wurde ich mir meiner Umwelt wieder bewusst. Die Eltern des Kindes sahen mich ruhig an. Sie haben nicht einmal gefragt wer wir sind, oder was wir wollten. Sie schienen es zu wissen. Mein Gefährte hatte sie Geschenke für den König ausgepackt und drückte mir den Weihrauch in die Hand. Ich stand auf und ging tonlos auf den Vater zu, tat eine Verbeugung und übergab das Geschenk. Er nahm es genauso tonlos entgegen und legte es an die Seite. Dieser Moment brauchte keine Worte. Es war, als würden unsere Herzen miteinander reden.

Nachdem wir auch Myrre und Gold an die Eltern gegeben haben, zog es uns in die Heimat. Wir wollten erzählen, was uns widerfahren ist. Wir wollten nicht für uns behalten, wer uns begegnet ist. Wir wollten erklären, welchen König uns Daniel vor Zeiten verheißen hat, und das seine Worte wahr geworden sind.

Auf dem Heimweg überfiel mich immer wieder diese Freude, die mich jubeln ließ. So etwas hatte ich noch nie erlebt…

05 December 2008

Beziehungsbarometer

Füreinander
Füreinander bedeutet, dass man dem anderen hilft zu sein, oder zu werden. Man achtet den anderen höher, als seine eigenen Vorstellungen. Achtung! Es bedeutet nicht Selbstaufgabe... Es bedeutet, mehr investieren, als einfach Interesse!

Miteinander

Miteinander bedeutet, dass man den anderen einfach gerne dabei hat.

Nebeneinander
Nebeneinander bedeutet, dass man eine Verbindung lebt aus Gewohnheit, oder weil es grade nicht anders geht. Aber es wäre auch nicht schlimm, wenn es anders wäre.

Gegeneinander
Gegeneinander bedeutet, dass man nur noch sich sieht. Man vergleicht "jetzt habe ich schon wieder...und der andere tut einfach nie was...."

Warum schreibe ich das? Es ist mir in den Sinn gekommen! Mir hilft es zu sehen, mit welcher Motivation ich Beziehung lebe. Einige werden sagen, dass man ja nicht mit allen Menschen gleich gut auskommen muss....
Ich weiss nicht genau... Gleichgültigkeit und Konfrontation belasten nicht nur die Beziehungen, sondern auch mein Zeit-, Gedanken- und Emotionspotential. Ich glaube, ich tue mir selber einen Gefallen, wenn ich wenigstens versuche Miteinander zu sein. Aber wirklich Fruchbar bin ich doch, wenn ich versuche Füreinander zu sein. Anstatt mich über Defizite des anderen aufzuregen, versuche ich ihm an genau dem Punkt weiter zu helfen.
Will ich damit sagen, dass ich es schon erreicht habe? Nein!!!!!! Aber ich will versuchen daran zu arbeiten :) Wer macht mit?

04 December 2008

Gott ist mein Selbstwert

„Und nun, so spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel (damit sind alle angesprochen, die Jesus Christus als Herrn über ihr Leben setzten): Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.

Wenn du durchs Wasser gehst, so will ich bei dir sein, und wenn durch Ströme, so sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du durchs Feuer gehst, sollst du nicht versengt werden, und die Flamme soll dich nicht verbrennen. Darum, weil du kostbar bist in meinen Augen und wertgeachtet, und ich dich lieb habe…“

Jesaja 43, 1.2.4

Das ist unveränderlich, niemals endend, unabhängig von unseren Fähigkeiten, unserem Verhalten, unserem Aussehen. Es ist unabhängig davon, wie wir uns fühlen, wie wir uns sehen, oder wie andere uns sehen. Es ist außerhalb von allem was wir kennen und darum ist es vollkommen!

Wie gut, dass es so ist. Denn würde ich meinen Wert an meiner Arbeit festmachen, wie würde es sein, wenn ich arbeitslos werde? Wenn ich meinen Wert an meinem Partner festmachen würde, wie würde es sein, wenn er sich von mir trennt? Wenn ich meinen Wert an meiner Schönheit festmachen würde, wie würde es sein, wenn ich mein Gesicht verliere? Auch wenn ich der Beste Mensch der Welt wäre, würde ich neidisch, oder zornig, oder auf meinen Vorteil bedacht, oder einfach sehr Selbstgerecht. Wenn ich das erkennen würde, was wäre dann mit meinem Wert?

Wie anstrengend ist es doch, seinen Wert von solchen Dingen abhängig zu machen….

Wie befreiend kann es sein, wenn mein Wert ein für allemal feststeht!